Am 28. April 2025 möchten wir um 17 Uhr mit einer öffentlichen Kundgebung an den Sinto Willi Rosenberg erinnern. Er lebte mit seiner Mutter, Anna, und seinen Geschwistern in der Hamburger Neustadt. Wir laden Sie herzlich ein, sich mit uns an ihrem damaligen Wohnort, dem heutigen „Paradieshof“ im Alten Steinweg 11, zu treffen.

Wer war Willi Rosenberg?
Willi Rosenberg wurde am 21. Januar 1921 in Zarrentin/Mecklenburg geboren. Da seine Eltern als Artisten und Musiker unterwegs waren, um den Lebensunterhalt zu sichern, lebte die Familie immer wieder an verschiedenen Orten. Nach dem Tod ihres Mannes Herbert lebte Anna mit Willi und seinen Geschwistern, Emilie, Martin und Laura seit 1932 in der Neustadt. Die Kinder besuchten die Katholische Schule am Kleinen Michel bzw. die Katholische Schule am Weiher (Eimsbüttel).
Was geschah mit Willi Rosenberg?
Am 21. April 1939 wurde Willi Rosenberg am Großneumarkt festgenommen und in Untersuchungshaft gebracht. Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft: Schwerer Raub. Er soll am 17. und 18. April 1939 versucht haben, zwei Personen ein Stück Kuchen bzw. Speck entrissen zu haben – einen Vorwurf, den er bestritt. Nach eigenen Angaben wurde er durch Schläge zu einem Schuldeingeständnis gezwungen. Da er unter Epilepsie litt, wurde er nach der Festnahmen in die geschlossene Abteilung des Krankenhauses Langenhorn eingewiesen. Als Sinto unterlag er – wie jüdische Menschen – den „Nürnberger Rassegesetzen“. Zudem galt er mit seiner Erkrankung im NS-System als „unwertes Leben“; sein „Erbgut“ sei angeblich schädlich für das „deutsche Blut“.
Willi Rosenberg blieb bis 1943 in der geschlossenen Anstalt. Im September desselben Jahres wurde er in die sogenannte Pflegeanstalt Hadamar in Hessen deportiert, wo er am 12. Oktober 1943 ermordet wurde. Diese Einrichtung wurde während der NS-Zeit zu einer Tötungsanstalt umfunktioniert. Zwischen Januar 1941 und März 1945 wurden dort etwa 14.500 Menschen ermordet, die kognitiv oder körperlich eingeschränkt waren.
Warum erinnern?
Weder kann man das damalige Geschehen heute ändern, noch lässt es sich rückgängig machen. Uns geht es um das Gedenken an die NS-Opfer, Solidarität mit den betroffenen Familien der Angehörigen. An uns liegt es heute, im Wissen um die NS-Verbrechen unsere Gesellschaft so zu gestalten, dass jeder Mensch in seiner Persönlichkeit respektiert wird, frei von Diskriminierung und Ausgrenzung.
Sie wussten nicht, dass in Ihrer Nachbarschaft ein Sinto bis 1939 lebte – der als 22 jähriger später ermordet wurde. Ein Mensch, der verhaftet wurde, weil er einer diskriminierten Gruppe angehörte, und der schließlich getötet wurde, weil man ihn als kranken „Schädling“ am „deutschen Erbgut“ bezeichnete. Die Erinnerung bedeutet auch, ihre Geschichte zu erzählen.
Die Ausgrenzung der Sinti und Roma im Nationalsozialismus war nicht nur eine Stigmatisierung durch Zuschreibungen wie „arbeitsscheu“ oder „asozial“. Sie diente auch dazu, durch Verschwörungserzählungen ein Gemeinschaftsgefühl zu erzeugen, das die Verbrechen des NS-Staates legitimieren sollte.
Wir laden zu dieser Kundgebung am 28. April 2025, um an den ermordeten Willi Rosenberg zu erinnern, denn Rassismus, Hass und Hetze zerstören unsere Gesellschaft.
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