Im April 2024 wird in der Spaldingstraße eine Stolperschwelle für die NS-Opfer aus dem Außenlager verlegt. Die heutige Lage ist durch gewerbliche Immobilien geprägt. Hier findet man Hotelgäste und einige Arbeitnehmer:innen. Insofern will ich versuchen, etwas um den Ort herum an Beziehungen und Erzählungen zu generieren, so dass die Themen eine höhere Aufmerksamkeit in Sinne des Wissens darum erfahren könnten.
Neben einer Kundgebung im etwas entfernten Münzviertel geht es um sechs die Erzählung um sechs Personen aus dem Viertel und eine Erzählung an Arbeitnehmer:innen zum Einsatz von KZ-Häftlingen in ihrem Gebäude. Hier der erste Versuch, eine Patenschaft für einen Stolperstein für Günter Helfert, um in die Diskussion in der Nachbarschaft zu kommen:
In der Spaldingstraße 140 (c) wohnte 1929 die Familie Dora und Otto Helfert mit ihrem Sohn, Günter. Er wurde am 7. Januar 1926 in Hamburg geboren und war am 12. März 1929 in den damaligen Alsterdorfer Anstalten auf Grund seines psychischen Handikap aufgenommen worden.
Nach der Machtergreifung 1933 beanspruchte das NS-Regime das Recht, aus seiner Sicht derart „minderwertiges Leben“ zu Gunsten der gesunden und leistungsfähigen „arischer Rasse“ von Staats wegen zu unterdrücken. Durch systematische Auswahl „wertvollen“ Erbgutes wollten sie eine Verbesserung der eigenen Rasse erzielen, „minderwertiges“ Erbgut auslöschen. Das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ von 1933 wurde in den damaligen Alsterdorfer Anstalten begrüßt und zunächst in Form von Zwangssterilisationen in die Tat umgesetzt.
Günter Helfert war gerade 12 Jahre alt, als er am 28. Juli 1941 von den Alsterdorfer Anstalten in das Krankenhaus Langenhorn überwiesen wurde. Von hier wurde er einige Wochen später am 27. November 1941 ins besetzte Polen in der Nähe von Poznan in die „Gauheilanstalt Tiegendorf“ (das heutige polnische Gniezno) verschleppt. Die Nazi hatten aus der dortigen Psychatrischen Anstalt ein Tötungsanstalt gemacht. Am 18. April 1942 kam er im Alter von 16 Jahren dort ums Leben. Die Gesamtzahl der hier Getöteten wird auf 3.586 beziffert. Insgesamt wurden mehr als 300.000 Menschen Opfer der „Erblehre“ des NS-Systems.
Um was geht es bei dem Stolperstein?
In Hamburg liegen über 7.000 Stolpersteine, die an die NS-Opfer in unserer Stadt erinnern sollen. Sie liegen auf den Gehwegen. Wenn Sie einige Schritte zum A&O Hostel in der Spaldingstraße 162 gehen, finden Sie dort einen Stolperstein für Eduard Wolf. Vor Ihrem Nachbargebäude finden sie einen Stolperstein für Grete Detert, vor der Spaldingstraße 130-136. Steine liegen vor der Spaldingstraße 68 (Oscar Löwenthal) ,70 (Theodor Kamp) oder 82 (Edgar Levin). Würde Sie Richtung Münzburg beim Hauptbahnhof gehen, finden Sie dort in fast jeder Straße Stolpersteine, in der Münzstraße, dem Schultzweg oder der Rosenallee.
Was möchte ich von Ihnen?
Die Stolpersteine leben von der Hamburger Öffentlichkeit, die sie in Wirklichkeit finanzieren. Es sind kleine unscheinbare Erinnerungsorte. Man muss auf die runter schauen, wenn man sich für die Namen interessiert. Meine Frage an Sie …: Können Sie sich vorstellen, eine Patenschaft (120 €) für einen Stein für Günter Helfert zu übernehmen? Ich würde mich freuen, wenn Sie die Frage kritisch prüfen würden. Auf der Webseite der Hamburger Stolpersteine wird das Verfahren für eine Patenschaft erzählt.